zier1b.gif (1924 Byte)zier1a.gif (1920 Byte)

 

Grundierungen

acryldispersionsgebundene Grundierungsmassen

Nicht nur Vorbereitung, sondern oft schon Teil der Malerei ist das Grundieren der Bildträger. An dieser Stelle soll nicht von den traditionellen Grundiermassen wie Leimkreidegrund, Gesso-Grund, Halbölgrund und Ölgrund die Rede sein. Davon werde ich ggf. an anderer Stelle berichten. Ich finde, daß sich diese Grundiermassen von eminenter historischer Bedeutung sind, aber heute hinsichtlich maltechnischer Eigenschaften von acryldispersionsgebundenen Grundiermassen in jeder Hinsicht übertroffen werden - die Traditionalisten, zu denen ich mich selber auch manchmal zähle, mögen mir das verzeihen.

Eine Grundiermasse besteht, vereinfachend gesagt, aus einem neutralen, meistens weißen Füllstoff und einem Binder. Als Füllstoffe kommen zur Anwendung: Kreide (läßt sich sehr schön schleifen), Schwerspat, Kaolin etc. Ich bleibe zunächst einmal bei dem wichtigsten und historisch bedeutendsten Füllstoff, der Kreide. Die traditionellen Leimkreidegründe wurden aus Knochenleimlösungen und Kreide hergestellt. Sie trockneten porös auf, waren deshalb stark saugend und ziemlich spröde. Um die Sprödigkeit dieser Gründe zu mildern, entwickelten sich später die Halbölgründe für flexible Bildträger, wie z.B. Leinwand. Sie waren weniger stark saugend. Wollte man sehr flexible und nichtsaugende Gründe, so grundierte man mit einer Bleiweiß-Ölfarbe. Man hat auch versucht, die Saugfähigkeit von Kreidegründen dadurch zu mildern, indem man sie mit einer Harzlösung, Leinöl oder ähnlichen Mitteln imprägnierte (Isolierung) . Ein Umstand, der sich dank der Acrylatdispersionen heute erledigt hat.

Man kann heute mit Dispersionen Grundierungsmassen jeder gewünschten Eigenschaft bereiten. Dazu wird der Füllstoff (z.B. Kreide) zunächst mit wenig Wasser angepastet. Um Klumpenbildung zu vermeiden, wird die Kreide durch ein Sieb langsam in Wasser eingestreut, unter ständigem Umrühren und Durchspachteln bis zur pastenartigen Konsistenz. Längeres Stehenlassen der Mischung fördet die Homogenisierung, ebenso kann ein Tropfen Spülmittel die Benetzung erleichtern. Erst dann wird der Acryldispersionsbinder zugesetzt. Dessen Menge richtet sich nach den gewünschten Eigenschaften des Grundes. Wenig Binder (ca. 1 Volumenteil Binder auf 2 Volumenteile Kreidepaste) ergibt einen saugenden Grund, der allerdings etwas spröde ist und nur auf wenig flexiblen Bildträgern (z.B. Hartfaserplatten, Holz, Mauerwerk etc.) verwendet werden sollte. Eine solche Grundierungsmasse trocknet weiß auf (weil die Masse porös ist) und läßt sich sehr gut (trocken) schleifen.

Setzt man mehr Binder hinzu, so wird die Masse stärker gebunden, sie wird nach dem Trocknen elastischer, weniger stark saugend. Gelangt man zu höheren Bindermengen (etwa 1 Teil Farbteig, 2 Teile Binder), so erhält man nichtsaugende Malgründe. Besteht der Füllstoff dann nur aus Kreide, so wird man nach dem Trocknen feststellen, daß der Grund nun nicht mehr weiß ist, sondern glasig-transparent. Das liegt daran, daß der Unterschied der Brechungsindizes von Kreide und Acrylharz gering ist, das Licht an den Grenzflächen Kreide/Acrylharz nicht mehr reflektiert wird. Will man das vermeiden, d.H. einen schwach saugenden, binderreichen und trotzde weißen algrund haben, so muß man nur einen Teil der Kreide gegen ein stark deckendes, hoch brechendes Weißpigment ersetzen: Beispielsweise Lithopone, Zinkweip0ß oder Titanweiß. Solche stärker gebundenen weißen Malgründe stehen in nichts den Halböl- und Ölgründen nach, sie eignen sich ganz hervorragend zur Grundierung von flexiblen Bildträgern wie z.B. Leinwand.

Manchmal möchte man den Grund nicht glatt haben, sondern ihn dickschichtig auftragen, und ihn etwa mit einem Spachtel kräftig strukturieren. Mit Acryldispersionsgebundenen Gründen ist das eine einfache Sache. Man verwende dazu als Binder eine verdickte Binderpaste. Durch stärkere Bindemittelzugabe sollte man dann allerdings Sorge dafür tragen, daß solche dichschichtigen Grundierungen nicht reißen und abplatzen (ausprobieren!).

Will man einen Malgrund glatt schleifen, so sollte man weniger Binder nehmen. Die geschliffenen, binderarmen Malgründe haben eine interessante Eigenschaft: Sie lassen sich sehr gut mit einem Polierstein auf Glanz polieren. Dazu eignet sich ein Vergolderachat, aber auch andere harten, glatte Steinen, etwa Hämatit, Bergkristall etc). Man findet solche Steine billig in Form von "Trommelsteinen" in vielen Schmuck- Mineralien- oder Esotherik-Läden.

Der wichtigfste Vorteil der Acrylatgründe gegenüber den Leimkreide-Gründen, soll abschließend erwähnt werden: Man kann die acrylgebundenen Gründe problemlos mit wäßrigen Farben übermalen, ohne befürchten zu müssen, daß der Grund angelöst wird.

Ich habe mich bei den Mengenangaben (d.H. der Relation Binder/Pigment) bewußt nicht exakt ausgedrückt. Das liegt daran, daß die unterschiedlichen Füllstoffe sich unterschiedlich verhalten, zum Beispiel ist das stark abhängig von deren Korngröße. Man muß also immer etwas probieren, was sehr einfach ist: Die fragliche Masse streicht man dünn auf ein Stück Papier auf, läßt trocknen (kann man mit einem Fön beschleunigen) und prüft dann das Ergebnis. Ist die Grundiermasse dann zu spröde oder "kreidet ab", so setzt man mehr Binder hinzu; Ist sie zu glänzend, zu wenig saugend oder zu elastisch, so gibt man mehr Füllstoffpaste hinzu. Ist die Masse transparent geworden, gibt man etwas mit Wasser benetztes Weißpigment hinzu.

zier6.gif (1000 Byte)